=========================== Freie Software in der Wolke =========================== Während der letzten 25 Jahre war die Freie-Software-Bewegung hauptsächlich darauf bedacht, freie Alternativen für die gängigen Server- und Desktop-Betriebssysteme zu entwickeln. Haupt-"Gegner" waren zunächst die proprietären Unixe, dann meist Microsoft. Obwohl der Durchbruch auf dem Desktop bisher ausgeblieben ist, hat Linux im Server- und Embedded-Bereich die angestrebte Weltherrschaft fast schon erreicht. Technisch ist die Software ausgereift und auch das Konzept Freie Software/Open Source ist in der Allgemeinheit angekommen. Mittlerweile baut sich jedoch eine neue Front auf: Cloud Computing, also Dienste und Anwendungen, die im Internet gehostet werden. Prominente Beispiele sind Google mit Anwendungen wie GMail, Maps, Apps, Calendar oder Amazon mit Amazon Web Services. Die Software, die diese Dienste betreibt, ist nicht nur nicht komplett frei, selbst wenn sie das im traditionellem Sinne wäre, büßen die Anwender gewonnene Freiheiten ein: Sie können selbst wenn der Quellcode verfügbar wäre nicht kontrollieren, welche Software wirklich läuft. Sie können nicht kontrollieren, was mit den Daten geschieht. Sie können die Software nicht erweitern und anpassen und dann im gleichen Rahmen verwenden. Diese Problematik erfordert ein Umdenken. Zunächst muss möglicherweise das Verständnis darüber, wann Software frei ist, erweitert werden. Es gibt schon neue Lizenzen, wie die AGPL, die aber teilweise kontrovers sind. Außerdem gibt es nur teilweise überhaupt freien Ersatz für populäre Webanwendungen, zum Beispiel OpenStreetMap oder Identi.ca. Schließlich gibt es kaum Ansätze, freie Software auch "frei" zu hosten. Während die Entwicklung freier Software von den Freiwilligen hauptsächlich die Zeit in Anspruch nimmt, erfordert Hosting auch Geld und teure Ressourcen und sollte Anwendern gegenüber auch verbindliche Zusagen machen können. Hieraus könnte sich eine neue Generation von Linux-"Distributoren" entwickeln. In diesem Vortrag möchte ich diese Problematik beleuchten und einige Denkanstöße geben.