Die Wartung und Pflege einer großen Anzahl von typischen PC-Installationen ist eine Aufgabe, die einen großen Aufwand nach sich ziehen kann. Eine Möglichkeit, diesen Administrationsaufwand zu reduzieren, ist die Einführung von Thin-Clients und einer entsprechenden Serverkapazität. Gerade aber in Migrationsszenarien ist damit ein erheblicher Investitionsbetrag verbunden. Gleichzeitig geht die Flexibilität der PC-Nutzung aber verloren. Beide Probleme können durch eine intelligentere Nutzung der vorhandenen Ressourcen jedoch minimiert werden. Zum einen können vorhandene PC-Systeme mit geringem Aufwand zu Linux-Thin-Clients umkonfiguriert werden. Dazu existieren seit langem vorkonfigurierte Linux-Distributionen. In diesem Fall werden aber nach wie vor entsprechende Serverkapazitäten benötigt, um die angestrebte Anzahl von gleichzeitigen Sitzungen auf dem/den Terminalserver(n) zu ermöglichen. Wesentlich effizienter ist die Verwendung von sogenannten Rich-Clients. Hier laufen die Applikationen lokal auf dem Client ab, allerdings ohne eine Installation auf dem Client vorauszusetzen. Im Rahmen von AnyOS wird auch eine zustandslose, netzwerk-boot Rich-Client Lösung vorgestellt. Damit wird die Wartung zentralisiert und extrem vereinfacht und gleichzeit Investitionen geschützt. Selbstverständlich ist auch ein Mischbetrieb Thin-/Rich-Client machbar. Um nun auch die Welt der non-Linux Betriebssysteme auf diesen Rich-Clients lauffähig zu machen, kommt ein reduzierter Rich-Client zum Einsatz, der als Basis für KVM/qemu dient. Die notwendigen (virtuellen) Festplatten werden vom Server als Copy-On-Write-Abbilder jeder KVM-Instanz netzwerkbasiert bereitgestellt. Die graphische Ausgabe von KVM/qemu wird über SDL vom Rich-Client lokal dargestellt. Auf diese Weise ist es möglich, jedes Betriebssystem, das in KVM/qemu lauffähig ist, in einer beliebigen Anzahl von Instanzen ablaufen zu lassen. Durch den zustandslosen Ansatz sind diese Instanzen "unkaputtbar", eine weitere Pflege entfällt! Für das Gastsystem ist der Ansatz vollständig transparent. Damit können auch Systeme, die originär nicht netzwerk-bootfähig sind (bspw. Microsoft Windows), auf den Rich-Clients ablaufen. Bei moderner PC-Hardware für eine vollständige Virtualisierung und aktuellen Netzwerkkomponenten ist eine Beeinträchtigung der Ablaufgeschwindigkeit nicht feststellbar. Über einen Netzwerk-BootManager kann eine Auswahl des Gastsystems getroffen werden, wobei jede nach Leistungsfähigkeit auch mehrere Gastsysteme auf einem physischen Rich-Client gestartet werden können. Zudem bleibt selbstverständlich die Möglichkeit, neben den virtualisierten Gastsystemen den Linux Rich-Client mit Applikationen auszustatten. Das AnyOS-System ist ideal für bspw. Schulungsumgebungen. Hier müssen typischerweise eine große Anzahl identischer Systeme gleichzeitig bereitgestellt werden. Darüberhinaus besteht zumeist die Anforderung sehr viele unterschiedliche Systeme zur Verfügung zu haben. Beides ist mit AnyOS einfach und effizient realisierbar. In diesem Scenario ist AnyOS an der Fachhochschule Kaiserslautern / Zweibrücken im Einsatz. Ein anderer Einsatzbereich ist sehr oft in kleinen und mittelständischen Unternehmen anzutreffen, denn hier ist zwar oft eine OpenSource-Migration gewünscht. Allerdings sind branchenspezifische Applikationen vielfach in Linux-Umgebungen nicht lauffähig. In diesem Fall kann die Virtualisierung der Altsysteme effizient mit AnyOS erfolgen. Im Vortrag wird detailliert auf die Technik von AnyOS eingegangen. Es werden Linux/Unix-Basiskenntnisse benötigt.